Es hatte sich während des Bezugsrechts-Handels bereits angedeutet: Die jüngste Kapitalerhöhung des Touristik-Konzerns TUI ist nicht besonders erfolgreich verlaufen. Nur gut 90 Prozent der neuen Aktien wurden bei alten und neuen Aktionären untergebracht. Die sechs begleitenden Banken bleiben damit auf Millionen TUI-Aktien sitzen. Ein neues Rekordtief ist die Folge.

Der Reisekonzern TUI hat nur knapp 91 Prozent seiner 1,8 Milliarden Euro schweren Kapitalerhöhung bei alten und neuen Aktionären untergebracht. TUI hatte den Aktionären für je drei Papiere acht neue zur Zeichnung angeboten.

Die sechs begleitenden Banken bleiben damit zunächst auf 30 Millionen TUI-Aktien sitzen, wie der Konzern am Dienstag mitteilte. Zum Ausgabepreis der Bezugsrechte von 5,55 Euro bei der Kapitalerhöhung wären sie etwa 167 Millionen Euro wert.

Die jungen TUI-Aktien sollen an institutionelle Investoren verkauft werden, heißt es in der englischsprachigen Mitteilung. Update: Die nicht bezogenen Aktien wurden anschließend im Rahmen einer Privatplatzierung (Rump Placement) vollständig an qualifizierte Anleger verkauft. Das Grundkapital des Konzerns erhöht sich nominal um rund 329 Millionen Euro auf knapp 507
Millionen Euro. Die Handelsaufnahme der neuen Aktien ist am Hauptmarkt London Stock Exchange für den 24. April 2023 vorgesehen.

TUI-Aktie markiert neuen Rekordtiefstand

Die Investmentbanken Barclays, Bank of America (BoFA), Citigroup, Commerzbank, Deutsche Bank und UniCredit hatten TUI den Erlös der milliardenschweren Kapitalerhöhung garantiert, mit der der Tourismus-Konzern den letzten Schritt zur Rückzahlung der Staatshilfen aus der Corona-Krise geht. 298,9 Millionen der angebotenen 328,9 Millionen Aktien – also 90,9 Prozent – seien von TUI-Aktionären und Käufern der Bezugsrechte gekauft worden, erklärte das Unternehmen.

An der Börse hatten TUI am Montag im Xetra-Handel mit 6,20 Euro geschlossen, so tief wie noch nie. Am Dienstag sacken die um Kapitalerhöhungen und Reverse Split bereinigten TUI-Papiere im frühen Xetra-Handel weiter ab und markieren bei 5,84 Euro ein neues Allzeittief.

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9-Monats-Chart TUI (in Euro, bereinigt)

Bund macht mit Milliarden-Hilfen für TUI ordentlich Gewinn

Es war bereits die vierte Kapitalerhöhung nach der Rettung des Reisekonzerns. Als der Tourismus wegen der Corona-Beschränkungen im Frühjahr 2020 zusammenbrach, hatte der deutsche Staat TUI mit 4,3 Milliarden Euro gestützt, um eine Pleite zu verhindern: 1,3 Milliarden Euro davon waren Stille Einlagen und drei Milliarden Euro KfW-Kredite.

Update: Mit dem Erlös aus der Kapitalerhöhung wird die TUI die Stille Einlage I des WSF in Höhe von nominal 420 Millionen Euro und die ausstehende Optionsanleihe zuzüglich aufgelaufener Zinsen zum Marktwert vollständig zurückzahlen beziehungsweise zurückkaufen. "Damit fließen dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds insgesamt rund 750 Millionen Euro zu", heißt es in einer weiteren Mitteilung. "Der Konzern wird außerdem bestehende Ziehungen unter den Kreditlinien in Höhe von rund 1 Milliarde Euro zurückbezahlen." Die dann nicht gezogene KfW-Kreditlinie in Höhe von aktuell 2,1 Milliarden Euro reduziere sich entsprechend.

Einschätzung zur TUI-Aktie

Inzwischen hat sich die Reisetätigkeit weltweit kräftig erholt. Der TUI-Konzern will im laufenden Jahr erstmals wieder Gewinne machen. Sollte das Reise-Geschäft so gut wie in den vergangenen Monaten weiterlaufen, erwarten Analysten für das laufende Geschäftsjahr einen Gewinn von 412 Millionen Euro und für 2024 von etwa 565 Millionen Euro.

BÖRSE ONLINE hatte in den vergangenen Wochen immer wieder von einem Kauf der günstig bewerteten, aber durch die Kapitalerhöhung(en) belasteten TUI-Aktien abgeraten beziehungsweise nur sehr mutigen Anlegern zu einem spekulativen Einstieg geraten. Der steile Abwärtstrend ist weiterhin intakt. Bis sich der Wert nachhaltig erholt, wird es wohl noch dauern.

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(Mit Material von Reuters)